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25.000 Euro Preisgeld für die klimafreundliche Nutzung von Grubenwasserwärme zur Beheizung des Rathauses

Verbandsgemeinde Bad Ems gewinnt beim Bundeswettbewerb „Klimaaktive Kommune 2018“


Kooperationspartner sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Rainer Lindner nahm als Vertreter der Verbandsgemeinde Bad Ems den Preis in Berlin entgegen. Das Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro ist in die Umsetzung weiterer Vorhaben zum Klimaschutz oder zur Anpassung an den Klimawandel zu investieren. Dazu Lindner: „Auch in der ab Januar 2019 neu gegründeten Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau wird der Klimaschutz ein wichtiges Thema sein. Wir möchten unser Engagement hinsichtlich der weiteren Umsetzung und Erweiterung des Klimaschutzkonzeptes verstärken und den Maßnahmenblock „Elektromobilität“ und die damit verbundene Schaffung von Ladeinfrastruktur aktiv vorantreiben. Die Region Bad Ems - Nassau sowie der Rhein-Lahn-Kreis sind deutlich touristisch geprägt. Dies wollen wir aufgreifen. Neben der Möglichkeit für die vielen Individualtouristen, bei welchen der Pkw-Verkehr immer noch deutlich überwiegt, sollen auch die Bürgerinnen und Bürger und nicht zuletzt die neue Verwaltung der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau – in welcher sich auch der kommunale Fuhrpark in Richtung Elektro- und Hybridmobilität wandeln wird – von einer öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur profitieren.“

Bundesumweltministerin Svenja Schulze gratulierte der Verbandsgemeinde Bad Ems und den weiteren Preisträgern und betonte die Bedeutung des kommunalen Engagements. Schulze: „Kommunen und Regionen sind Schrittmacher im Klimaschutz und bei der Anpassung an den Klimawandel. Für einen erfolgreichen Klimaschutz gilt es, global und lokal zugleich zu handeln: In Kattowitz verhandeln wir den globalen Rahmen, vor Ort zeigen Kommunen, wie Klimaschutz in der Praxis funktioniert. Klimaschutz steht hier für Innovation, Lebensqualität und regionale Wertschöpfung.“

Klimafreundliche Erdwärme für die Rathausbüros
Bereits von der Antike bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurden im Raum Bad Ems Kupfer sowie Blei-, Zink-, Eisen- und Silbererze abgebaut und verarbeitet. Eine Tradition, die mit der Überflutung der Stollen nach einem Stromausfall im März 1945 ein jähes Ende fand. In jüngster Zeit erlebt das Bergwerk jedoch eine neue und gleichzeitig intelligente Nutzung: Mit dem ganzjährig etwa 25 Grad Celsius warmen Wasser aus dem sogenannten „Stadtstolln“ werden die Büros und anderen Räume des Rathauses der Verbandsgemeinde ressourcenschonend beheizt. Im September 2017 fiel der Startschuss für die Baumaßnahmen, bereits am 3. Februar 2018 konnte die Anlage im Beisein von Vertreterinnen und Vertretern der Kommunal- und Landespolitik sowie weiterer Gäste unter großem Presseinteresse eingeweiht werden.  

Neue Perspektiven im Klimaschutz – auch für andere Alt-Bergbaustandorte
Während der sechsmonatigen Bauzeit wurde unter Tage im Stollen und im Heizungskeller des Rathauses zeitgleich gearbeitet. Zunächst musste eine mit Betonplatten zugedeckte Rinne geöffnet werden, um an das Grubenwasser zu gelangen. 50 Rohre aus Kupfer und Edelstahl nehmen nun die Wärme des Wassers auf, die über eine Nahwärmeleitung in den Keller des Rathauses geführt wird. Dort bringt eine hocheffiziente Wärmepumpe die Temperatur auf 50 Grad Celsius, und eine neue Heizkreisverteilung sorgt für behagliche Temperaturen im gesamten Gebäude.

Ein Ingenieurbüro aus Koblenz hat die Wärmepumpe im Rathaus geplant und das neue Heizsystem optimal eingestellt. Die Entwicklung der Wärmetauschermodule im Stadtstolln übernahm ein Planungsbüro aus dem benachbarten Bendorf. So profitierte auch die regionale Wirtschaft von der Maßnahme. Das Projekt wird vom Institut für geothermisches Ressourcenmanagement zusammen mit der Transferstelle Bingen wissenschaftlich begleitet. Das Forschungsteam bereitet die Projektergebnisse zur Umsetzung an weiteren geeigneten Alt-Bergbaustandorten in Rheinland-Pfalz auf. Das Umweltministerium Rheinland-Pfalz förderte das Vorhaben finanziell mit 50 Prozent der Gesamtkosten. Den Eigenanteil konnte die Kommune durch einen KfW-Kredit weiter reduzieren. Die Beheizung eines historischen öffentlichen Gebäudes (Baujahr 1901) dieser Größe mit warmem Grubenwasser ist in Rheinland-Pfalz wohl einzigartig.

Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“
Der Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ (bis 2015 Wettbewerb „Kommunaler Klimaschutz“) wird seit 2009 im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative ausgelobt. Im Wettbewerb „Klimaaktive Kommune 2018“ wurden insgesamt 81 Beiträge in vier unterschiedlichen Kategorien eingereicht. Die Verbandsgemeinde Bad Ems hat sich mit dem Projekt „Grubenwasserwärme zur Beheizung des Rathauses“ in der Kategorie „Ressourcen- und Energieeffizienz in der Kommune“ beworben. In dieser Kategorie gab es 26 Bewerber, aus denen drei Gewinner ausgewählt wurden. Weitere Informationen zum Wettbewerb sowie Fotos von der Veranstaltung und vom ausgezeichneten Projekt unter:

www.klimaschutz.de/wettbewerb2018

Bild Quelle: SK:KK/difu  Die Delegation aus Bad Ems (Verwaltungsspitze, Fachplaner, Klimaschutzmanagement) freuen sich über den Preis als Klimaaktive Kommune 2018 – übergeben durch Vertreter der kommunalen Spitzenverbände und Umweltministerin Svenja Schulze